Markteinschätzung Q3 2025

Das zweite Quartal war geprägt vom Thema der Handelszölle. Nach der scharfen Korrektur der Aktienmärkte im April sorgte das Einlenken der US-Regierung bzw. die Verkündung einer Zollpause, um den Handelspartnern mehr Zeit für Verhandlungen einzuräumen, zunächst für Erleichterung. So kam es weltweit an den Börsen zu einer Erholungsrallye. Die amerikanischen Indizes erreichten zum größten Teil schon wieder neue Höchststände. Für deutsche Anleger sorgt der seit Mitte Januar schwächelnde US-Dollar jedoch dafür, dass die Gewinne des US-Aktienmarkts durch die prozentual noch höheren Währungsverluste wieder zunichtegemacht werden. Gleichzeitig bedeutet der im Vergleich zum Dollar erstarkte Euro aber auch, dass deutsche Anleger US-Aktien im Durchschnitt aktuell günstiger einkaufen können als noch zum Jahresbeginn (siehe Chart*).

Zuvor führte neben dem im Vergleich zu den USA schwachen Wachstum in der Eurozone auch die auseinanderdriftende Zinspolitik von EZB und FED zu einem starken US-Dollar, da amerikanische Staatsanleihen im Vergleich zu den Pendants aus der Eurozone eine attraktivere Verzinsung boten und daher zu Kapitalflüssen in die USA führten. Der Euro bildete im Januar den Tiefpunkt bei knapp 1,02 US-Dollar aus. Daraufhin kam es zu einer Trendwende und die Gemeinschaftswährung legte bis zum Ende des zweiten Quartals auf fast 1,18 US-Dollar zu. Gründe hierfür sind unter anderem die weiter ansteigenden US-Staatsschulden, die Sorgen bezüglich der Folgen der US-Zollpolitik als auch mögliche Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank.

Die US-Inflationsrate, welche momentan auf einem Niveau von ca. 2,4% verharrt, sowie der leicht abkühlende US-Arbeitsmarkt könnten der amerikanischen Zentralbank FED daher Spielraum für Zinssenkungen geben. Hier erwarten die Marktteilnehmer eine Zinssenkung im September. Dennoch wird für die FED ebenfalls der Ausgang der Zollverhandlungen ein entscheidender Faktor für die weitere Zinspolitik sein, da Zölle tendenziell inflationär wirken. Durch Aussetzung der wechselseitigen Zölle haben diese bisher jedoch kaum einen steigernden Einfluss auf die Preise in den USA.

Auch wenn erste Länder wie Großbritannien oder Vietnam sich mit den USA auf ein Zollabkommen geeinigt haben, befinden sich die meisten Länder noch in den Verhandlungen mit den USA. Durch eine weitere Pause werden die reziproken Zölle mit diesen Ländern bis Ende Juli ausgesetzt. Bis dahin bleibt abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die Verhandlungen führen. Neben dem Ausgang der Zollverhandlungen mit der EU wird jedoch die weitere Verhandlung mit China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Vordergrund stehen. So werden auch im dritten Quartal die Zollverhandlungen von zentraler Bedeutung für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft und somit auch der Kapitalmärkte sein.

Oliver Fuhrmann (Investmentanalyst), 07.07.2025

*eigene Darstellung, Daten von www.finanzen.net